Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

125 Jahre Landessternwarte Königstuhl


Festredner des Abends war Prof. Dr. Harald Lesch. Mit seiner begeisternd vorgetragenen "Hommage an unseren Kosmos" zog er die mehr als 600 Gäste in seinen Bann. (Posterdesign: G. Thimm, ZAH)

Musikerinnen und Musiker des Collegium Musicum der Universität Heidelberg unter Leitung von Universitätsmusikdirektor Michael Sekulla eröffnen den Abend mit einer festlichen Einstimmung aus Händels Feuerwerksmusik. (Foto: S. Klevansky)

Joachim Wambsganß, Direktor am Astronomischen Rechen-Institut, bei seiner amüsanten und zugleich informativen Vorstellung des Festredners. (Foto: N. Christlieb

Harald Lesch während seines Festvortrags, mit dem er auch die Wissenschaftler:innen unter den Gästen für die Faszination an der Astronomie begeisterte. (Foto: N. Christlieb)

Prof. Quirrenbach bedankt sich bei Konzertorganistin Maria Mokhova für ihre wunderbaren musikalischen Beiträge auf der Orgel in der Aula der Neuen Universität. (Foto: N. Christlieb)

Am 20. Juni 1898 wurde die Landessternwarte auf dem Königstuhl bei einem Festakt in der Alten Aula der Universität Heidelberg gegründet. 125 Jahre später, am 20 Juni 2023, wurde erneut gefeiert, bei einem Festakt in der Aula der Neuen Universität. Sicher nicht minder denkwürdig war dieser Abend, zu dem sich mehr als 600 Gäste eingefunden hatten um im repräsentativen Rahmen dem Jubiläum zu gedenken und die Geschichte und Fortschritte der Heidelberger Astronomie zu feiern. Deren Kristallisationspunkt war die Landessternwarte seit ihrer Gründung für lange Zeit und bis heute ein Ort moderner astrophysikalischer Forschung und Technologie-Entwicklung geblieben.

Der Abend wurde durch das Collegium Musicum unter Leitung von Universitätsmusikdirektor Michael Sekulla eingeleitet. Das Georg Friedrich Händels Feuerwerksmusik stammende "La Rejouissance", gespielt von sechs jungen Musikerinnen und Musikern auf ihren Blechblasinstrumenten, setze einen festlichen, fröhlichen und hellen Akzent in der vollbesetzten Aula.

Im Anschluß begrüßte Prof. Dr. Bernhard Eitel, Rektor der Universität Heidelberg, die Gäste und erinnerte in seiner treffenden und spannende Akzente setzenden Ansprache daran, dass die Heidelberger Astronomie viel älter als die 125 Jahre Landessternwarte ist und bis ins 16. Jahrhundert zurück reicht. Im Grunde sei sie auch eine Kind der Universität. Lediglich in den Wirren des dreißigjährigen Krieges kam die Astronomie in Heidelberg bis zum Ende des 17. Jahrhunderts zum Erliegen und erlangte erst wieder mit Ordinarius Christian Mayer (1719-1783) an Bedeutung, der ab 1751 Physik, Chemie und Mineralogie an der Uni HD lehrte. Er überzeugte Kurfürst Karl Theodor von der Wichtigkeit astronomischer Forschung und der Notwendigkeit der Einrichtung einer Sternwarte. Es entstand in Mannheim bis 1774 die kurfürstliche Hofsternwarte, 1880 der Umzug der Instrumente nach Karlsruhe und 1896 erneut, diesmal auf den Heidelberger Königstuhl. Dort bildeten sie zusammen mit den Instrumenten der Heidelberger Privatsternwarte von Max Wolf die Grundausstattung der neuen großherzoglichen "Bergsternwarte", der heutige Landessternwarte.

Der amtierende Direktor der Landessternwarte, Prof. Dr. Andreas Quirrenbach, fasste viele Aspekte der wissenschaftlichen Entwicklung der Landessternwarte zusammen. Bemerkenswert war die Tatsache, dass die Sternwarte ursprünglich auf dem Gaisberg hätte errichtet werden sollen, die Entscheidung für den Königstuhl jedoch wegen des nahegelegenen Zementwerks und die damit verbundene Staubentwicklung fiel. Übrigens war von 1962 bis 1975 Prof. Dr. Hans Elsässer (1929-2003) Direktor der Landessternwarte. Seine Initiative führte zur Gründung des Max-Planck-Instituts für Astronomie und des Calar-Alto-Observatoriums in Südspanien. Seit 2005 ist die Landessternwarte zusammen in das Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg integriert und betreibt breit aufgestellt astronomische Forschung sowie die Entwicklung und den Bau astronomischer Messinstrumente für die modernsten und größten Teleskope unter europäischer Verantwortung.

Bevor sich der Stargast des Abends , Prof. Dr. Harald Lesch, mit seiner Festrede auf die Bühne begeben konnte, wurde das Publikum auf diesen Höhepunkt musikalisch eingestimmt. Dafür sorgte Maria Mokhova, eine begnadete Konzert-Organstin, die der den gesamten oberen Bereich der Bühne einnehmen Universitätsorgel Melodien aus dem Kinofilm "Interstellar" entlockte und eigens für den Abend einstudiert hatte. Die gewaltigen und beeindruckenden Klangwelten bereiteten die Anwesenden auf den Höhepunkt des Abends vor, der von Prof. Dr. Joachim Wambsganss vorbereitet wurde. Amüsant, kurzweilig und interessante Details verratend stellte er den Festredner Prof. Dr. Harald Lesch vor. Nach seinen Worten lernet Lesch wohl in rheinische Kölsch-Kneipen das Erklären von Physik und Astronomie auf eine Weise, die man wohl als einzigartig mitreißend bezeichnen kann. Lesch selbst verbrachte drei Jahre als Postdoktorand an der Landessternwarte.

Lesch selbst begeisterte mit seinen Betrachtungen zur Faszination, die von moderner astrophysikalischer Forschung ausgeht und mit all ihren Methoden und technischen Fortschritten eine Erkenntnisgewinn ermöglicht hat, der einen einfach nur staunen lassen muss. Er bezeichnet dies als "Die größte Geschichte aller Zeiten".

Den musikalischen Ausklang der Feier gestaltete wiederum Maria Mokhova mit passenden Melodien aus der allseits bekannten Filmreihe "Star Wars".

Der anschließende Empfang der Gäste konnte bei bestem Wetter im Innenhof der Neuen Universität stattfinden. Dies war eine willkommene Gelegenheit für zahlreiche ehemalige Mitglieder der Sternwarte sich nach vielen Jahren wiederzusehen. Aber auch für die in großer Zahl erschienen Studierenden unterschiedlichster Fachrichtungen war es eine willkommene Gelegenheit, den Wissenschaftsstar Harald Lesch aus nächster Nähe zu erleben und mit ihm ein paar Gedanken austauschen zu können. Und so war er bis zum Ende der Veranstaltung von jungen Leuten umringt.

Der Festakt zum 125jährigen Gründungsjubiläum wurde als sehr gelungen gelobt und dem Urgestein der Heidelberger Astronomie würdig. Als solcher wird er sicher noch lange Zeit im Gedächtnis aller Beteiligten, Gästen wie Organisatoren, bleiben.


ERGÄNZENDE INFORMATIONEN

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Landessternwarte Königstuhl ->
Max Wolff ->
Harald Lesch ->
Collegium Musicum ->
Maria Mokhova ->

 

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